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Jüdische Familiengeschichten im Comic

Für die Geschichte und Entwicklung des populärkulturellen Mediums Comic haben jüdische Künstler*innen eine entscheidende Rolle gespielt. Besonders deutlich wird dies mit Blick auf die alternative Underground-Szene der 1960er und 70er Jahre. Im Zuge der US-amerikanischen Women’s Liberation-Bewegung gründeten sich erste feministische Netzwerke und -kollektive, die jüdischen Künstlerinnen die Möglichkeit gaben, alternative Strukturen und Publikationsmöglichkeiten zu schaffen und in der Comiclandschaft Fuß zu fassen. Mit ihren persönlichen, unbeschönigten, alltäglichen, direkten und zugleich politischen Comics betraten die Mitglieder dieser Kollektive bis dato unbekanntes feministisches Comicneuland und ebneten dabei den Weg für kommende Generationen. Zugleich ermöglichte die Arbeit in einem feministischen Kollektiv eine spezifische Form der Solidarität und des Austauschs unter den Künstlerinnen. Am Beispiel der jüdisch-amerikanischen Künstlerinnen Aline Komisnky-Crumb, Diane Noomin und Shira Spector beleuchtet der Vortrag die enge Verbindung von Comics und Judentum aus einer queer-feministischen Perspektive. Dabei werden nicht nur ‚Familienähnlichkeiten‘ zwischen verschiedenen Generationen von jüdischen Underground- bzw. Post-Underground-Künstlerinnen sowie den von ihnen kreierten Comics verdeutlicht, sondern auch ein besonderer Fokus auf die kritische Reflexion sowie verqu(e)erende Repräsentation von (alternativen) Familienstrukturen und Fragen der Mutter- und Elternschaft gelegt.

Dr. Véronique Sina

Kurbiografie:

Dr. Véronique Sina ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Filmwissenschaft/ Mediendramaturgie am Institut für Film-, Theater-, Medien- und Kulturwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Zuvor war sie als akademische Mitarbeiterin an den medienwissenschaftlichen Instituten der Universität zu Köln, der Eberhard Karls Universität Tübingen und der Ruhr-Universität Bochum (RUB) tätig. An der RUB wurde sie 2016 am Institut für Medienwissenschaft aufgrund ihrer Arbeit „Comic – Film – Gender. Zur (Re-)Medialisierung von Geschlecht im Comicfilm“ (transcript Verlag) promoviert. Unter dem Titel Queering Jewishness – Jewish Queerness verfolgt sie ein DFG-gefördertes Forschungsprojekt zur diskursiven Konstruktion geschlechtlich codierter kultureller jüdischer Identität(en) in audiovisuellen Medien, das sie ab Oktober 2022 am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt realisieren wird. Sie ist Mitglied im DFG-Netzwerk „Gender, Medien und Affekt“ und seit 2020 assoziiertes Mitglied an der Siegener Forschungsstelle „Queery/ing Popular Culture“ sowie assoziiertes Mitglied im Kollegium Jüdische Studien des Selma Stern Zentrums für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg. Von Oktober 2017 bis September 2019 war sie als Postdoc am DFG-Graduiertenkolleg „Das Dokumentarische. Exzess und Entzug“ assoziiert. Sie ist Initiatorin sowie Mitbegründerin und seit 2013 Sprecherin der AG Comicforschung der Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM) und Mit-Herausgeberin der interdisziplinären Publikationsreihe „COMICSTUDIEN“, die im de Gruyter Verlag erscheint.

Gender Salon – Gender Studies – LMU München

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